Baumwolle

Baumwolle 2016-01-13T17:23:26+00:00

Baumwolle (engl.: cotton, franz.: coton, Kürzel: CO) ist der weltweit bekannteste textile Rohstoff und gleichzeitig auch Namensgeber für die Textilie selbst. Ungefähr 33 % der mengenmäßig gesamten, weltweiten Textilfaserproduktion zusammen, Natur- und Chemiefasern, fallen auf die Baumwolle. Bei den Naturfasern beträgt der Mengenanteil der Baumwolle ca. 75 % der globalen Produktion.

Eigenschaften von Baumwolle

Die diversen Eigenschaften von Baumwolle haben wir hier überblicksmäßig aufgeführt. Durch weitere Behandlungen lassen sich unerwünschte Eigenschaften abschwächen und erwünschte verstärken.

  • Säure und Laugen – Die Molekularstruktur der Baumwollfasern macht die Baumwolle sehr widerstandsfähig gegen Hitze, Salze und Laugen. Durch die gute Laugenbeständigkeit lässt sich die Baumwolle sehr oft waschen was z.B. für einen Sitzsack Bezug sehr positiv ist. Gegenüber Säuren ist die Beständigkeit der Baumwolle sehr schlecht.
  • Scheuerfestigkeit – Von den Naturfasern besitzt die Baumwolle die höchste Scheuerfestigkeit und somit ein gutes Verschleißverhalten.
  • Reißfestigkeit – die Baumwollfasern haben eine sehr hohe Reißfestigkeit und eine noch höhere Nassreisfestigkeit.
  • Dehnung und Elastizität – sehr hohe Knitterbildung durch die geringe Dehnung und Elastizität der Baumwolle. Auch die Formbarkeit und Formbeständigkeit ist sehr gering.
  • Elektrostatische Aufladung – durch die gute Leitfähigkeit im trockenen und ganz besonders im nassen Zustand ist die elektrostatische Aufladung gering.
  • Saugfähigkeit und Feuchtigkeitsaufnahme – Baumwolle hat eine hohe Saug- und Quellfähigkeit. Feuchtigkeit wird relativ leicht aufgenommen und auch nur relativ langsam abgegeben. Ein nasses oder durchgewitztes Baumwolltextil klebt daher am Körper. Nach dem Waschen benötigen Textilien aus Baumwolle wie z. B. Sitzsack Bezüge relativ lange zum Trocknen. Bei Normalklima (20°C und 65 % relative Luftfeuchtigkeit) beträgt die Feuchtigkeitsaufnahme 7 – 11 % und bei hoher Luftfeuchtigkeit (24°C und 90 % relative Luftfeuchtigkeit) bis zu 21 %.
  • Wärmerückhaltevermögen – ist gering, da die Garne aus Baumwollfasern sehr wenig Luft einschließen. Im Allgemeinen ist Luftdurchlässigkeit hoch, diese ist aber auch noch abhängig von der Gewebekonstruktion.
  • Schädlingsanfälligkeit – Baumwolle wird leicht von Schimmelpilzen befallen.

Gewinnung von Baumwolle

Baumwollpflanze

Der Baumwollstrauch gehört zu den Malvengewächsen. Die rosa oder hellgelben Blüten reifen zu walnussgroßen, 3 – 5-fächerigen Kapseln, die wenn sie reif sind aufspringen. In diesen Fächern befinden sich bis zu 10 kaffeebohnengroße Samenkörner. Auf diesen Samenkörnern sitzen 1000 – 7000 Samenhaare – die Baumwollfasern.

Es gibt zahlreiche unterschiedliche Arten der Baumwollpflanze (Gossypium), jedoch eignen sich nur vier Kulturbaumwollarten für die industrielle Erzeugung.

 

Diese vier Kulturbaumwollarten sind:

  • Gossypium herbaceum – Levante Cotton macht mit Gossypium arboruem ca. 2 % der Produktion weltweit aus. Die Faserlänge liegt unter 25 mm.
  • Gossypium arboreum L. – Tree cotton
  • Gossypium hirsutum L. – Upland-Cotton hat eine Faserlänge von 25 – 30 mm. Sie macht ganze 90 % der weltweiten Baumwollproduktion aus, ist also die wichtigste Baumwollpflanzenart.
  • Gossypium barbadense L. – Wird als Sea-Island-Cotton, Ägyptische Mako-Baumwolle oder Pima-Baumwolle bezeichnet. Sie besitzt die längsten Fasern mit über 32 mm und macht ca. 8 % der Weltproduktion aus.

Die Baumwollpflanze liebt heißes Klima und einen feuchten Boden. Während der Reife- und Erntezeit sollte es jedoch weitgehend niederschlagsfrei sein. Deswegen liegen die Hauptanbaugebiete in tropischen und subtropischen Klimazonen, dem sogenannten Baumwollgürtel – zwischen 43° nördlicher und 36° südlicher Breite. Ganze 8 – 9 Monate vergehen zwischen der Aussaat und der Ernte. Durch die lange Blütezeit reifen die Kapseln über mehrere Wochen unterschiedlich, was die Ernte nicht vereinfacht. Die Ernte kann maschinell mit Pflückmaschinen, meist auf großen Plantagen, oder händisch von Menschen erfolgen.

Maschinelle Ernte

Eine Pflückmaschine erntet in einer Stunde bis zu 1.500 kg Baumwolle. Darunter befinden sich auch unreife Kapseln oder überreife Kapseln, welche ebenso von minderer Qualität sind. Damit die mechanischen Spindelfinger die reifen Baumwollfaserbüschel abziehen können müssen die Baumwollsträucher entblättert werden. Dazu werden Herbizide eingesetzt, welche Blätter verwelken und abfallen sowie unreife Kapseln früher ausreifen lassen.

Händische Ernte

Der Einsatz von Entlaubungsmittel ist bei der händischen Ernte nicht notwendig. Die in zwei bis drei Erntegängen von Hand geerntete Baumwolle ist qualitativ hochwertiger, weniger verunreinigt und es werden nur reife Kapseln geerntet. Ein geübter Pflücker/eine geübte Pflückerin schafft dabei ca. 75 – 100 kg pro Tag.

Dies klingt doch alles viel besser als eine maschinelle Ernte oder etwa nicht? Baumwollpflücker/innen sind jedoch auf der Lohnskala ganz unten angesiedelt und oftmals arbeiten auch Kinder auf Baumwollplantagen. Neben der schlechten Bezahlung sind die Menschen einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt, da sie ständig direkten Kontakt mit den von Pestiziden und Herbiziden durchtränkten Baumwollpflanzen haben.

Klassierung der Baumwolle

Als Klassierung bezeichnet man die Qualitätseinstufung der Baumwolle. Dies geschieht primär zur Preisermittlung aber auch zur Einteilung der Verwendungszwecke. Gehandelt wird die Baumwolle an Warenterminbörsen. Folgende Kriterien werden zur Klassierung herangezogen:

  • Reinheit – Handgerntete Baumwolle hat eine höhere Reinheit als maschinell geerntete. Beim Einsatz von Erntemaschinen ist der Schmutzgehalt und unerwünschte Bestandteile wie Blätter, Stängel und geschlossene Kapseln höher.
  • Faserlänge (Cotton Lint) – wird Stapellänge genannt und ist für die Textilindustrie der wichtigste Faktor. Je länger die Baumwollfaser, desto hochwertiger ist sie. Linter sind Fasern unter 10 mm welche nicht für die Textilindustrie verwendet werden können.
  • Farbe – ist abhängig von der Herkunft. Blendend weiß ist z.B. Sea-Island-Cotton aus der Karibik. Upland Cotton aus den USA und Pima-Baumwolle (Peru) aus Südamerika sind weiß. Cremefarbig/gelblich ist Ägyptische-Baumwolle und grau, gelblich bis bräunlich ist Baumwolle aus Pakistan und Indien.
  •  Charakter (Feinheit, Reißfestigkeit, Reifegrad) – Die Feinheit steht im direkten Zusammenhang mit der Länge. Die längsten Fasern sind zugleich die Feinsten. Baumwollpflücker/innen ernten im Gegensatz zu Erntemaschinen nur Reife Baumwolle.

 

10 größte Baumwollproduzenten der Welt

Auf die 10 größten Baumwollproduzenten der Welt, genauer gesagt Baumwollproduzierenden Ländern der Welt, entfielen im Jahr 2013 ca. 90 % der Weltproduktion von insgesamt 24.195.663 Tonnen. Die zehn größten Produzenten an Baumwolle weltweit im Jahr 2013 waren:

Land

Tonnen

China, mainland

6.2989.89

India

6.052.000

United States of America

2.842.000

Pakistan

2.171.300

Brazil

1.127.675

Uzbekistan

1.094.000

Australia

898.000

Turkey

832.500

Greece

280.000

Burkina Faso

280.000

Hier noch die Tabelle als Chart:

Die 10 größten Herstellerländer von Baumwolle

© FAO 2016, 10 größten Baumwollproduzenten der Welt, http://faostat3.fao.org/browse/rankings/countries_by_commodity/E, 07.01.2016

 

Ökologische Bedenken

Gerne werden Chemiefasern negativ stigmatisiert. Wie sieht es mit der ökologischen Unbedenklichkeit der Baumwolle, dem wichtigsten Vertreter der Naturfasern, aus?

Hier kurz ein paar Fakten

  • Anbau in Monokulturen. Aufgrund der langen Wachstumszeit von 8 – 9 Monaten erfolgt eine sofortige Neuaussaat. Dies führt zum Verlust der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität.
  • Organische Quecksilberverbindungen werden zum Beizen der Saat gegen Pilze und Bakterien verwendet.
  • Hoher Einsatz an Mineraldünger. Dem Boden werden durch die schnelle Neuaussaat und die Monokulturen sämtliche Nährstoffe entzogen.
  • Massenhafter Einsatz von Herbiziden und Pestiziden. Diese werden wegen der Monokulturen gegen Unkraut, dem Baumwollkapselkäfer und dem Baumwollkapselbohrer eingesetzt. Für die industrielle Ernte werden Herbizide zum Entlauben der Baumwollpflanze eingesetzt. Baumwolle wir als das landwirtschaftliche Produkt mit dem höchsten Einsatz an Chemikalien angesehen. Bis zu 25 mal werden die Baumwollsträucher bis zur Ernte gespritzt.
  • Enormer Wasserverbrauch. Schätzungsweise 20.000 Liter Wasser werden allein für die Baumwolle für ein T-Shirt benötigt. Der Anbau erfolgt in tropischen und subtropischen Gebieten, in denen eine natürliche Wasserarmut herrscht. In etwa 75 % der weltweiten Anbaufläche wird künstlich bewässert. Ein erschreckendes Beispiel ist dabei der Aralsee. Einst war es der viertgrößte See der Welt. Die massive Wasserentnahme für Baumwollplantagen führte zur Versalzung und Versandung sowie dem großflächigen Verschwinden des Aralsees.

Nicht vergessen werden dürfen die Auswirkungen der riesigen Monokulturen, der immensen Bewässerung und der höchst giftigen Chemikalien auf Menschen und Tiere unmittelbar z.B. Baumwollpflücker/innen und mittelbar in Form von z.B. Hautausschlägen und Allergien.

Recycling von Baumwolle

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Textilien wird immer wichtiger. Der Recycling Code 60 (TEX) ist für Baumwolle und Jute.

Quellen:

Foto Baumwolle – © Wild Geese – Fotolia.com

http://faostat3.fao.org/browse/rankings/countries_by_commodity/E